Besuch im Kloster Scholastika in Tübach
Im Rahmen der Erwachsenenbildungsreihe „Leben Gestalten“ versucht die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Rorschach ihren Kirchbürgern christliche Werte zu vermitteln, die nicht direkt mit der Landeskirche zu tun haben. Diese Exkursion führte rund 25 Teilnehmer unter Leitung von Pfarrerin Esther Marchlewitz ins Kloster Scholastika ob Tübach.
* Text von Werner Nef *
Um 12 Uhr traf man sich im EKZ. Nach der Begrüssung stellte zur Einstimmung die Praktikantin Nadia Probst die Frage: „Welche Erfahrungen hast du mit dem Leben im Kloster?“ Dies löste bereits eine rege Diskussion aus, die anschliessend bei einem einfachen Suppenzmittag in kleinen Gruppen weitergeführt wurde.
Nach dem Essen berichte Esther Marchlewitz über die verschieden Klöster, die es auch in anderen grossen Religionen gibt. Speziell richtete sie das Augenmerk auf die christlichen Klöster, die in viele verschieden Orden aufgeteilt werden und ganz unterschiedliche Aufgaben und Funktionen ausüben. Sie kam auch auf die Frauenklöster zu sprechen und stellte die berechtigte Frage: „Chancen oder Abstellgleis?“ Für viele Frauen aus ärmlichen Verhältnissen war der Weg ins Kloster früher oft die einzige Möglichkeit zu einem anständigen Leben, wenn sie nicht als ausgenutzte Magd enden wollte.
Um 14 Uhr erwarteten uns drei Schwestern vor der Klosterpforte Scholastika und begleiteten uns in das heimelige Gotteshaus, das etwas an eine byzantinische Kirche erinnert, aber zur „Beuroner Kunst“ (ein Kloster an der oberen Donau) gezählt wird. Wir erfuhren, dass das Kloster seit 2020 wieder mit 12 Schwestern der Gemeinschaft der Schwestern Mariens und einem Priester bewohnt werden. Vorher beherbergte das Kloster Kapuzinerinnen, die leider wegen Überalterung ins Kloster Notkersegg St.Gallen umsiedelten.
Das Kloster war schon immer ein Ort der Begegnung mit Gott, denn die Gottesdienste wurden immer angeboten, auch nachdem die Kapuzinerinnen ausgezogen sind und wir noch nicht da waren. Mit Bildern wurden wir mit dem Innersten der Klausur bekannt gemacht und erfuhren, dass die Bewohnerinnen ein Teil der rund 180 Schwestern Mariens sind, die über die ganze Welt verteilt leben, um überall dort zu helfen, wo die Not am grössten ist. So kommt es, dass eine Nonne nicht ihr ganzes Leben beispielsweise in Tübach verbringt, sondern plötzlich an einem ganz andern Ort zum Einsatz gerufen wird. Wichtig ist den Schwestern vor allem die Nachfolge Jesu unter dem Lebensmotto: „Alles für Jesu – alles für Gott“. Sie appellieren an das Vertrauen an Gott und das innige Gebet, sowie an Maria, die Mutter Jesus. Die Nonnen überraschten uns auch mit zwei sehr stimmungsvollen Liedern, die sie aus tiefsten Herzen vortrugen. Sie betonten, dass jede Arbeit und sei sie noch so einfach und gering, aus tiefstem Herzen und aus Liebe zu Gott verrichtet werden soll.
Zum Schluss führten die Schwestern uns in den Kreuzgang, wo wir einen Blick in die Kapelle, den Beichtraum und zuletzt in den Saal werfen durften. Dort offerierten sie uns einen Abschiedstrunk und standen gerne für unsere Fragen zur Verfügung. Wir lernten drei Frauen kennen, die dank ihrer Ausstrahlung, dem fröhlichen Auftreten und ihren bestimmten und klaren Zielen uns einen bleibenden Eindruck hinterliessen und unsere Ansicht über das Leben hinter den Klostermauern in einem neuen Licht erscheinen liessen. Bleibt nur noch uns bei den Schwestern Mariens für ihre offene Gastfreundschaft und das tolle Erlebnis zu bedanken und ihnen viel Glück und Gottes Segen zu wünschen.