Die Wurzeln der Evangelischen Kirchgemeinde Rorschach reichen bis in die Reformationszeit zurück. Dies bestätigt eine Urkunde aus dem Jahre 1528 die im Staatsarchiv in Zürich aufbewahrt ist. Der Einfluss des katholischen Fürstabtes von St. Gallen erwies sich nach dem 2. Kappelerkrieg aber zu gross, so dass schon der zweite Pfarrer von Rorschach, Valentin Furtmüller, im Jahre 1534 die Stadt fluchtartig verlassen musste. Die Evangelische Kirchgemeinde Rorschach existierte deshalb zur Zeit der Reformation nur 6 Jahre.
Im 19. Jahrhundert förderten neue Verkehrsverbindungen , im besonderen der Eisenbahnbau, die Industrialisierung. Dadurch nahmen immer mehr evangelische Familien in Rorschach und Umgebung Wohnsitz. So konnte nach 320 Jahren wieder eine Evangelische Kirchgemeinde in Rorschach ins Leben gerufen werden. Die meisten der anfänglich 250 Protestanten aus Rorschach, Rorschacherberg und den fünf Aussengemeinden Goldach, Staad, Thal, Tübach, Untereggen, Steinach, Mörschwil fanden sich am 11. Juni 1854 zum ersten evangelischen Gottesdienst im Refektorium, der heutigen Mensa des Lehrerseminars, auf Mariaberg ein. Zwecks Errichtung eines Friedhofs wurde bereits ein Jahr später, nämlich 1855, das ehemalige Lindenmann’sche Gut (südl. Bäumlistorkel) erworben. Schon bald wurde der Raum auf Mariaberg zu klein. Deshalb liess man durch den namhaften Architekten Kunkler acht Jahre nach der Gründung der Evangelischen Kirchgemeinde Rorschach eine erste Kirche oberhalb der Eisenbahnlinie bauen. Sie konnte am 7. September 1862 eingeweiht werden. Wiederum 6 Jahre später wurde das erste Pfarrhaus nach den Plänen von Pfr. Zollikofer für nur Fr. 30'000.- gebaut. Heute sind dort das Sekretariat und verschiedene Büros und die Wohnung des des Jugendarbeiters untergebracht.
Die evangelische Bevölkerung wuchs dank der Industrialisierung sehr schnell. Um 1900 herum zählte die Kirchgemeinde bereits 4822 Mitglieder. Jetzt wurde die erste Kirche zu klein und die Kirchbürger beschlossen daher im Jahre 1898, die zweite, heute noch bestehende Kirche zu bauen. Aus einem Projektwettbewerb konnte vom Preisgericht aus 85 (!)eingereichten Entwürfen derjenige von Architekt Albert A. Müller mit dem 1. Preis ausgezeichnet und zur Ausführung empfohlen werden. Architekt Müller und dessen Lehrer, Prof. Gottfried Semper (Leiter der Architekturabteilung am Eidg. Polytechnikum, der heutigen ETH), vermochten damals in der Schweiz entscheidende Akzente im Kirchenbau zu setzen. Sechs Jahre nach dem Beschluss der Kirchbürgerversammlung erfolgte die Kircheneinweihung am 6. Juni 1904. Die ganze Kirchenanlage mit Inneneinrichtung kostete Fr. 667'537.35, davon waren Fr. 131'941.50 Spendengelder. Die Höhe des Turms mit Hahn beträgt 62 m und die grösste Glocke heisst Vadiani im Gedenken an den St. Galler Reformator im Gedenken an den ersten Pfarrer der Kirchgemeinde Rorschach. Erst in den Jahren 1981 bis 1982 war eine erste Gesamtrenovation der Kirche nötig und kostete die stolze Summe von beinahe 3 ½ Millionen Franken.
Nach weiterem Wachstum drängte sich 1964 die Verselbständigung von Goldach & Umgebung auf. Und im Jahre 1972 wurde ein weiteres Pfarrhaus am Langmoosweg in Rorschacherberg für die 3. Pfarrstelle erbaut. Im Jahre 1995 feierten wir die Einweihung des neuen Kirchgemeindezentrums. Damit dürfte für eine Weile die Neubautätigkeit für kirchliche Bauten in unserer Kirchgemeinde abgeschlossen sein.
Im Jahr 2004 gab es schliesslich ein wichtiges Doppeljubiläum zu feiern: 150 Jahre Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Rorschach und 100 Jahre Evangelische Kirche Rorschach.
Die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen ist eine demokratisch verfasste Kirche. Ihr oberstes Organ ist das Parlament, welches bei uns Synode heisst. Von den insgesamt 180 Vertretern der Kirchgemeinden werden 5 durch uns entsandt. Unsere Kirchgemeinde gehört zum Kirchenbezirk St. Gallen.