Reise zum Ursprung des Rhein, ein Strom des Lebens
Ein Ausflug in ein Gebiet das jeder kennt, aber viel Unbekanntes und Lehrreiches verbirgt. 68 Teilnehmer reisten unter der Leitung von Peter Bruderer mit zwei Bussen der Firma Gross Rorschach ins Domleschg und entdecken neues und unbekanntes in unserer erweiterten Heimat.
* Text von Werner Nef *
Pünktlich um 9.30 Uhr rollten die Busse vom Parkplatz bei der evangelischen Kirche Rorschach Richtung Rheintal los. Begleitet wurde die Reisegesellschaft – ausser Peter Bruderer – von Pfarrerin Esther Marchlewitz und Messmer Röbi Blattmann. Über Chur war nach einer guten Stunde Fahrt das Domleschg erreicht. Bei Thusis verliessen die Busse die Autobahn. Kurze Zeit später verriet eine Tafel am Ortseingang von Fürstenau, am Ausgang der Schinschlucht: „Kleinste Stadt der Welt“. Darauf waren die wenigsten vorbereitet. Beansprucht doch Werdenberg, das wir kurz vorher bei Buchs rechts liegen liessen, ebenfalls dieses Privileg für sich.
Gut, normalerweise streiten sich Städte, wer die grösste, wirtschaftlich wichtigste oder gar die mit den prachtvollsten Sehenswürdigkeiten ist. Am Schweizer Rhein zankt man sich bescheiden darum, wer die „kleinste Stadt“ ist – denn beide Ortschaften besitzen aus vergangenen Zeiten das Stadtrecht und die Gerichtsbarkeit.
Das Gasthaus Waldheim am Dorfeingang von Fürstenau hatte extra für uns geöffnet und im Saal ein feines Mittagessen bereitgestellt. Hier fand man Gelegenheit für einen kurzen Rundgang durch das Dorf oder für Gespräche untereinander.
Um 13.15 Uhr verliess die Reisegesellschaft diesen schmucken Ort am Zusammenfluss von Hinterrhein und Albula und fuhr zurück zum Bahnhof Reichenau-Tamins. Weil unsere Busse für die Brücke über den Rhein zu schwer waren, musste das Event im Schloss Reichenau durch einen kurzen Spaziergang erreicht werden.
Im Schlossgarten empfing uns der Gastgeber Ernst Bromeis. Er wurde bekannt als Extremschwimmer, der unter anderem den Rhein von den Quellen bis zur Mündung in Rotterdam durchschwommen hatte. Auch alle Bergseen in Graubünden hatte er schwimmend erkundet und eine Wasserprobe entnommen.
Er führte uns einen steilen Weg hinunter zur Rheinkanzel, einem Felsvorsprung über dem Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein. Ab hier gibt es nur noch den Rhein, der quasi direkt vor der Haustür des Sportlers beginnt. Bald spürte man, dass es Bromeis bei seinen Aktionen nicht um lebensgefährliche Adrenalinkicks oder das Brechen von Rekorden ging. Er wollte mit seinen Leistungen die Menschen dazu bewegen, dem Wasser mehr Aufmerksamkeit zu schenken und das Bewusstsein dafür zu stärken, dass dieses wertvolle Element nicht selbstverständlich überall vorhanden ist.
Dank seiner Heimat bekam er eine ganz spezielle Beziehung zum Wasser, und das Privileg, dass vor seinem Haus der Geburtsort eines Stroms und Lebensnervs liegt, prägte sein Leben. Der Rhein durchzieht ab hier als Lebensader auf einer 1200 Kilometer langen Strecke Europa. Auf seinem Weg zur Nordsee wirkt er als Trinkwasserreservoir, als Energiespender in Form von Kraftwerken, bewässert Agrarland und dient ab Basel auch als wichtige Verkehrs- und Handelsstrasse Europas.
Ernst Bromeis machte uns auch darauf aufmerksam, dass für rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt sauberes Wasser keine Selbstverständlichkeit ist – und dass wir alle für dessen Reinhaltung mitverantwortlich sind.
Nach dem Rundgang durften wir einen Blick in seine „Welt-Wasser-Bibliothek“ werfen. Nebst einer Büchersammlung über das Wasser sind auch Fotos und andere Objekte zu sehen. Eindrucksvoll: die 200 Fläschchen, in denen das Wasser aus jedem Bergsee in Graubünden gesammelt ist.
Bei Kaffee und Kuchen durften alle den sehr interessanten Nachmittag im Schatten des Schlossgartens geniessen. Natürlich fanden die Teilnehmer wieder Gelegenheit zu anregenden Gesprächen – denn Stoff gab es mehr als genug.
Nach 16.00 Uhr wanderten wir über die erste Brücke am jungfräulichen Rhein zurück zum Bahnhof Reichenau. Bei der Fahrt dem Rhein entlang wurde mir beim Anblick des zwischen die Dämme gezwängten Flusses vor Augen geführt, was Bromeis bezwecken möchte – und wie nötig seine Botschaft wirklich ist.
Um 17.30 Uhr erreichten wir wieder den Parkplatz bei der Kirche Rorschach. Uns bleibt nur noch, Ernst Bromeis für seine Gastfreundschaft und interessanten Informationen sowie Peter Bruderer, Esther Marchlewitz und Röbi Blattmann für die Organisation sowie Claudia und ihrem Kollegen der Firma Gross für die tolle und sichere Fahrt herzlich zu danken.