Wer fastet mit uns?
Vom 7. – 14. März 2025 bietet unsere Kirchgemeinde eine okumenische Fastenwoche an. Gemeinsam mit Pfarrer Patrick Marchlewitz und Armella Häne wird gemeinsam gefastet. Jeder Teilnehmer entscheidet selber, nach welcher Methode er seinen Körper aufräumen und eine Zeit der Verbundenheit mit sich selbst und Gott geniessen möchte.
* Text von Werner Nef *
Fasten ist ein uralter Brauch, der bis in die Antike zurück reicht. Grundsätzlich unterschied man schon damals drei Stufen:
• Vollfasten ohne Nahrungsaufnahme oder Trinken
• Halbfasten mit einer Mahlzeit pro Tag und Flüssigkeitsaufnahme
• Abstinenzfasten z.B. ohne Fleisch
In der Neuzeit haben sich noch andere Fastenarten wie das Heilfasten, etwa bei einer Diät oder Kur, das Trauerfasten nach einem Todesfall in der Familie, oder heute sogar das Protestfasten (Hungerstreik) um politische und andere Forderungen durchzusetzen, etabliert.
Nebst religiösen Gründen wird oft zur Förderung der Wahrnehmung oder Entschlackung des Körpers auf Nahrung verzichtet. Fasten kann auch im Rahmen einer Therapie, zur Unterstützung einer Schlankheitskur oder zur Erhöhung der Lebenserwartung wirkungsvoll sein. Neueste Untersuchen haben gezeigt, dass sogar bei Chemotherapien fasten die Wirkung der Medikamente verbessert und die Chance auf Heilung erhöhen kann.
Gefastet wird praktisch in allen Weltreligionen. Oft werden dabei die spirituellen Handlungen wie die Askese gefördert. Im Christentum wird vor allem 40 Tage vor Ostern, in der bekannten Fastenzeit die Nahrung reduziert. Das Adventsfasten hat seinen Reiz durch den Geschenkerummel leider eingebüsst. Seit 1960 gelten bei der katholischen Kirche nur noch Aschermittwoch und Karfreitag als strenge Abstinenztage. Das Freitagsfasten ist fast verschwunden, während am Mittwoch kaum noch jemand auf seine Mahlzeiten achtet.
Die Reformation kritisierte das Fastengebot als reine Äusserlichkeit. Sie vertreten die Meinung, dass durch Fasten das Wohlwollen Gottes nicht erlangt werden könne, sondern nur durch die Gnade und den Glauben. Ulrich Zwingli begann seine Reformation 1522 angeblich mit einem demonstrativen Wurstessen, an dem er aber nicht aktiv teilnahm. In den letzten Jahren hat auch die reformierte Kirche wieder vermehrt das Fasten neu entdeckt. Man verzichtet oft auf Mahlzeiten zugunsten von Hungernden oder Katastrophenopfern. Diese Fasten ist nicht ein Kirchengebot, sondern eine freiwillige, spirituelle Erfahrung. In vielen Kirchgemeinden werden auch „Fastensuppen“ an Stelle von Mittagessen ausgegeben.
Ein wichtiges Zeremoniell ist am Schluss das Fastenbrechen. Auf keinen Fall darf man nach längeren Vollfastenperioden, nicht einfach eine kräftige Mahlzeit zu sich nehmen. Viele beginnen mit einer Frucht den Verdauungstrakt wieder in Gang zu bringen und steigern dann langsam über Tage die Nahrungsaufnahme. Oft wird das Ende der Fastenzeit mit einem Fest verbunden.
Zum Schluss noch ein wichtiges Wort von Jesus Christus. In der Bergpredigt (Mt. 6, 16 - 18) fordert er die Gläubigen auf, das Fasten nicht als Show vor Menschen abzuziehen, sondern in Demut und Bescheidenheit im Stillen zu praktizieren. Er verlangt, dass die Leute nichts von deinem Fasten mitbekommen sollen, nur der Vater im Himmel sieht dir im Verborgen zu und wird es dir vergelten.
In diesem Sinne wünsche ich allen eine gewinnbringende Fastenzeit und tiefe neue Erkenntnisse.