Das Christentum verabschiedet sich von Europa
Das Christentum verabschiedet sich von Europa. Ist dies eine Feststellung, eine Frage oder gar eine Klage? Diesem brennenden Thema widmete am Freitag 25. Oktober das Männer Apéro-Team einen Diskussionsabend, der von neun Teilnehmern unter der Leitung von Roland Thommen besucht wurde.
Seit im Jahr 380 das Christentum in Rom als Staatsreligion anerkannt wurde, entwickelte es sich schnell zur Weltreligion und bestimmte bald auch das Weltgeschehen insgesamt. Thommen stellte bei der Einführung fest, dass in den letzten 80 Jahren, soweit er sie überblicken kann, sich sehr vieles im Chistentum verändert hat. Er ging wie alle andern auch als Kind in die Sonntagsschule, die Kinderlehre und besuchte in der Schule sowohl Religionsunterricht als auch Kirchengesang als obligatorische Faächer. Im Klassenzimmer hing ein Kruzifix an der Wand und der Unterricht begann mit einem Gebet. Später ging man jeden Sonntag in die Kirche und nahm dazu oft einen weiten Weg unter die Füsse. Im Dezember besuchte man am frühen Morgen die Roratefeier und der Pfarrer war in der Gemeinde nicht nur eine Respektsperson, sondern gab den jungen Menschen auch sehr viel auf den späteren Lebensweg mit. Weder in der Politik noch in der Schule hatte ein Freigeist eine Chance auf ein Amt oder eine Anstellung.
Weiter zeigte uns Roland Thommen eine mithilfe von künstlicher Intelligenz erzeugte Zusammenstellung der wichtigsten Grundsätze der vier grössten Religionen sowie der Ethik im allgemeinen. Bald stellten wir fest, dass der Islam und das Christentum sehr ähnliche Werte vertreten. Nicht der Isalm an sich, sondern lediglich fanatisch-extreme Vertreter des Islams bedrohen daher den Weltfrieden. Extreme Positionen kannte und kennt aber auch das Christentum. Denken wir nur an die Kreuzzüge oder die Inquisition in der Vergangenheit und an die gefährlich-extremen christlichen Positionen heute in gewissen koservativ-fundamentalistischen Gruppierungen und Kirchen. Auch die bis in die jüngste Zeit ausgelebte Prunk- und Machtsucht des Vatikans zeugt nicht von Demut und Bescheidenheit, sondern widerspricht den innersten Werten des christlichen Glaubens. Ebensowenig haben es die Kirchen in der neueren Geschichte bis anhint geschafft, ‚ihre‘ sexuellen Missbrauchsfälle richtig aufzuarbeiten.
Trotz der zahlreichen Kirchenaustritte bei uns nimmt die Zahl der Christen weltweit gesehen noch immer zu. Zudem gilt: Nicht jeder der die Kirche verlässt, ist zwangsweise ein Atheist. Erstaunlich ist weiter, dass zwar viele Katholiken unzufrieden sind, wie ihre Kirche mit den Frauen umgeht, aber dennoch konvertieren sie nicht und werden evangelisch. Die Runde stellte weiter fest, dass es unsere westlichen Gesellschaften zwar zu Wohlstand gebracht haben, sich in ihnen gleichzeitig aber eine immer grössere innere Leere ausbreitet.
Gegen Schluss der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass ‚Christentum und Kirche‘ das eine sind - der persönlich gelebte christliche Glaube von vielen Christen jedoch etwas anderes. Da mögen Kirchen zwar langsam ‚untergehen‘, der christliche Glaube tut das nicht. Er lebt vielmehr, blüht, strahlt aus, zieht Kreise und zeigt Wirkung solange es lebendige Christen gibt. Dieser gelebte Glaube geht nicht unter, da er weniger von der christlichen Gesellschaft an sich oder der Institution ‚Kirche‘ abhängt, sondern seine Lebenskraft vor allem der direkten Zuwendung des christlichen Gottes verdankt - des Vaters und Schöpfers, des Retters und Menschenfreundes Jesus Christus und des in der Welt wirkenden Heiligen Geistes.
Dieser tröstenden Feststellung konnten sich alle Teilnehmer anschliessen und nacher mit Zuversicht und einer inneren Fröhlichkeit auf den Heimweg begeben. Roland Thommen, der das Diskussionsthema aufbereitet hat, gebührt an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.