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Rebekka Vollenweider

Unser Kirchenpark, eine herrliche Naturoase

20240829_114653 (Foto: Rebekka Vollenweider)

Oft findet man mitten in Städten kleinere oder grössere Naturoasen, wo man sie gar nicht vermutet. Eine derartige Oase ist unser Kirchenpark, der einige Überraschungen und Höhepunkte für den stillen Besucher bereithält.






* Text von Werner Nef *

Als 1904 die neue Kirche eingeweiht wurde, haben die damaligen Kirchbürger weit vorausgeschaut und genügend Landreserven um das neue Gotteshaus bereitgestellt. So standen zwei Gartenanlagen zur Verfügung, wo Kirchbürger ihr eigenes Gemüse anpflanzen konnten. Der eine Garten wird heute noch vom HEKS an Migranten, Senioren oder Gartenfreunde kostengünstig zur Verfügung gestellt. Dort werden oft Kontakte und Verbindungen zwischen den Kleingärtnern gepflegt und so das Zusammenleben gefördert.

Ganz anders sieht es um und Kirche aus. Damals wurde eine prächtige Parkanlage angelegt, in der diverse exotische Nadelbäume einen neuen Standort fanden. In den über 100 Jahren seines Bestehens hat sich der Park zu einer wahren Natur- und Erholungsoase entwickelt, wo sich der Baumbestand zu einem eigenen, kleinen Kosmos weiterentwickelte. So verwundert es nicht, dass Fachleute 21 Vogelarten beobachten konnten. Darunter seltene oder sogar vom Ausserben bedrohte Arten wie der Zilpzalp, Stieglitz, Baumpieper oder die Sumpfmeise, um nur einige zu nennen.

Als die SBB die Bahnlinie auf Doppelspur ausbauen und den Stadtbahnhof mit Busterminal erweitern wollte, reifte die Idee, den Kirchenpark nebst anderen Projekten wie ein Café, zu einem Begegnungsort zu erweitern. Eine Kommission überlegte sich diverse Möglichkeiten, von denen einige verwirklicht werden konnten. So laden nebst einem Brunnen moderne und klassische Sitzbänke zum Verweilen ein. Eine Rutschbahn bringt Kindern den Park als Erlebnisoase näher und Jugendliche können sich an der Kletterwand am Kirchensockel austoben.

Ganz grossen Wert legte die Kirchenverwaltung auf die Biodiversität. So werden Baumschnitte nicht mehr weggeworfen, sondern zu Haufen geschichtet, die Kleintieren willkommenen Unterschlupf bieten. Im Rasen werden im Frühsommer Inseln mit Margariten und anderen Wiesenblumen stehen gelassen, damit sie Insekten ernähren und sich versamen können. Wie ein geschliffener Diamant ein Schmuckstück veredelt, ziert zwischen den EKZ und dem neuen
GleisK ein Nass Beet das Kirchenareal und bildet einen ganz besonderen Höhepunkt. Das Wasser aus dem Brunnen wird nicht einfach abgeführt, sondern in einem Becken vor dem GleisK gefasst. Mit Sumpferde bekommt man ein saurer Boden, der mit dem Brunnenwasser einen konstanten Wasserstand in 20 Zentimeter Tiefe erzeugt. So gedeihen Sumpfpflanzen, die in der Schweiz zunehmend seltener werden. Das Riet zwischen Bahnhof und Kirche ist nur klein, bietet aber 40 verschieden Pflanzen wie Sumpfschafgarbe, Gauklerblume, Pfeifengras, Teufelsabbiss oder dem kleinen Rohrkolben eine neue Heimat.

Durch die zusätzliche Artenvielfalt wird der Kirchenpark weiter aufgewertet. Für die Pflege und Überwachung ist der Messmer und ein externer Fachmann verantwortlich. Sie greifen nur ein, wenn Unkraut oder die eine oder andere Pflanze überhandnehmen will. Grundsätzlich lautet ihr Motto: „Was sich selbst erhält, soll nicht durch den Menschen gestört, sondern nur unterstützt werden.“

Wenn ein Besucher im stillen Kirchenpark das Vogelgezwitscher lauscht, dem Summen der Insekten über der blühenden Frühlingswiese seine Aufmerksamkeit schenkt, oder sich an den herrlichen Sumpfpflanzen ergötzt, empfindet man dies wie ein Gebet. So wird unser Kirchenpark ein wertvolles Bindeglied zur Kirche, die majestätisch über dem kleinen Paradies wacht.
Bereitgestellt: 23.09.2024     Besuche: 31 Monat